Panel 24 - Jugendvandalismus
14:00 – 15:30 Uhr im SR 3, Hof 7
Moderation: Alois Birklbauer
Selbstkontrolle, Selbstkontrolle und Vandalismus
Helmut Hirtenlehner (Johannes Kepler Universität Linz)
Heinz Leitgöb (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Mangelnde Selbstkontrolle wird im kriminologischen Schrifttum als robuster Prädiktor delinquenten Handelns identifiziert. Verschiedene Theorien unterscheiden sich aber sehr stark darin, was genau sie unter Selbstkontrolle verstehen und welchen Mechanismus sie ihrer kriminalitätshemmenden Wirkung zugrunde legen wollen. Im gegenständlichen Vortrag sollen die der General Theory of Crime und der Situational Action Theory immanenten Konzeptualisierungen von Selbstkontrolle im Hinblick auf ihr Potenzial zur Erklärung vandalistischer Entgleisungen junger Menschen verglichen werden. Zwei theoriespezifische Operationalisierungen von Selbstkontrolle werden anhand einer in Linz durchgeführten Schülerbefragung auf ihren Beitrag zum Verständnis der Entstehung mutwilliger Sachbeschädigungshandlungen von Kindern und Jugendlichen getestet.
Sachbeschädigung und Graffitisprühen: Zwei Seiten derselben Medaille?
Dirk Baier (ZHAW, Zürich)
Dominic Kudlacek (Kriminologisches Forschunginstitut Niedersachsen)
Graffitisprühen hat sich in Dunkelfeldbefragungen bereits mehrfach als ubiquitäre Form delinquenten Verhaltens von Jugendlichen erwiesen. Dabei variierten die Zwölf-Monats-Prävalenzraten in verschiedenen Studien in Deutschland zwischen drei und zehn Prozent. Andere Formen der Sachbeschädigung zählen ebenso zu den häufig im Jugendalter vorkommenden delinquenten Verhaltensweisen; die Prävalenzraten liegen hier z.T. noch deutlich höher. Im Vortrag wird zum einen der Frage nachgegangen, inwieweit sich das Sprühen von Graffiti und andere Formen der Sachbeschädigung überschneiden. Im konkreten wird überprüft, ob Sprayerinnen und Sprayer auch andere Sachbeschädigungen begehen. Zum anderen werden vergleichende Analysen zu den Einflussfaktoren vorgestellt. Hierbei wird auf drei Jugendbefragungen zurückgegriffen, die nach vergleichbarem Vorgehen im Bundesland Niedersachsen 2013, 2015 und 2017 durchgeführt wurden. Die Datengrundlage bilden damit Selbstauskünfte von über 29.000 Jugendlichen neunter Klassen (Durchschnittsalter: 15 Jahre). Das Befragungsdesign ermöglicht dabei u.a. die Überprüfung selbstkontrolltheoretischer, bindungstheoretischer und assoziationstheoretischer Erklärungsansätze.
Vandalismusprävention – Ansätze und Erfolge
Kathrin Stiebellehner (Johannes Kepler Universität, Linz)
Die Ausprägungen vandalistischer Aktivitäten sind vielfältig – die Beschädigung fremden Eigentums reicht vom Sprayen von Graffitis über das Zerkratzen von Autos bis hin zur Demolierung kritischer Infrastruktur. Ebenso differenzierter Ansätze bedarf es daher, um diesen meist von Jugendlichen begangenen delinquenten Handlungen vorzubeugen. Nur ein Bündel von kombinierten Präventionsmaßnahmen, das auf die konkrete Problemsituation zugeschnitten ist, zeigt Wirkung. Studien und Beispiele zur vorbeugenden Verhinderung vandalistischer Verhaltensweisen gibt es sehr wohl, deren Evaluationsgrad ist hingegen oftmals als unbefriedigend zu beurteilen. Der gegenständliche Vortrag wird das entsprechende Schrifttum aufarbeiten und den aktuellen Stand der Forschung zu den Möglichkeiten und Erfolgspotenzialen edukativer, situativer und punitiver Strategien der Vandalismusprävention darlegen.